Auf der Suche nach den besten Plugins für Ihren WooCommerce Shop sind Sie vielleicht schon auf Angebote wie WP Spring, Nobuna, Woo Society oder GPL-Plugins gestoßen. Das sind Anbieter, die teure WooCommerce Plugin Lizenzen kaufen und die Plugins oft als Bündel für viel günstiger weiter verkaufen.
Diese Anbieter werben oft mit Paketen wie „Werden Sie Mitglied und erhalten sämtliche unserer 2.700 Plugins und Erweiterungen für nur 15 USD im Monat“ oder „Für nur 35 USD im Jahr kaufen Sie jedes unserer Plugins für 90% seines jährlichen Werts“.
Ein verlockendes Angebot für WooCommerce-Shopbetreiber die gerade erst anfangen oder etwas knapp bei Kasse sind. Doch sind diese Angebote wirklich so gut wie sie sich anhören? Sind sie überhaupt legal?
Diese Fragen werden uns und anderen WooCommerce-Experten oft gestellt, weshalb wir im folgenden Artikel darauf eingehen und Licht ins Dunkel bringen wollen.
Inhalt
Die Legalität
Jede WordPress-bezogene Software, Plugin oder Extension läuft unter der GNU General Public Licence (GPL), der bekanntesten Lizenz für „freie Software“. Sie ist eine Urheberrechtslizenz, die jeden Käufer der Lizenz dazu berechtigt mit dem lizenzierten Programm zu tun und zu lassen, was er möchte.
Dazu gehört auch die Änderung, Erweiterung oder Anpassung der Software – also abgeleitete Werke. Der Autor der abgeleiteten Werke besitzt dann das Urheberrecht der Teile, die er geändert hat. Da der Autor der abgeleiteten Werke die Lizenz für die ursprüngliche Software gekauft hat, kann er das „neue Werk“, also die ursprüngliche Software plus seine Änderungen, legal unter der gleichen Lizenz weiterverkaufen.
WP And Legal Stuff hat eine tolle Graphik erstellt, die die Thematik super erklärt:
Fazit: Das Vorgehen des Änderns und Weiterverkaufens von WordPress-lizenzierter Software ist legal.
Dennoch wird es hoch kontrovers diskutiert.
Die moralische Vertretbarkeit
Vor allem unter den Entwicklern in der WordPress Community wird dieses Vorgehen meist als unethisches Verhalten gesehen, und zwar aus einem einfachen Grund:
Die Autoren der abgeleiteten Software verkaufen die Plugins unter ihrem eigenen Namen – nicht unter dem Namen des ursprünglichen Urhebers.
Klar, der ursprüngliche Entwickler eines WooCommerce-Plugins weiß von Anfang an, dass die GPL-Lizenz andere dazu berechtigt eben dies mit seiner Software zu tun. Und letztendlich muss jeder Nutzer selbst entscheiden ob ein Einsatz dieser Derivate für ihn moralisch vertretbar ist.
Aber es gibt noch ein paar andere gute Gründe, warum man lieber die Finger von diesen günstigen Plugin-Bündeln lassen sollte.
Mögliche Schadsoftware
Die Derivate werden von ungeprüften Entwicklern zum Download zur Verfügung gestellt. Nutzer haben somit keine Garantie, dass sich keine Schadsoftware in den Plugins versteckt, die sowohl ihren WooCommerce-Shop als auch ihren PC angreifen könnte.
Tritt der Fall auf, tragen weder WordPress noch die Entwickler der ursprünglichen Plugins die Verantwortung und sind nicht verpflichtet dem Nutzer aus der Patsche zu helfen.
Kein Support der Anbieter
Kennen Sie den Fall, dass man eine umfangreiche Software wie einen WooCommerce-Shop mit all seinen Erweiterungen ganz ohne Hindernisse, Störungen oder Pannen aufbaut und zum Laufen bringt?
Wir auch nicht.
Deshalb ist ein guter Software-Support vor allem für professionelle Shops das A und O. Sie können es sich einfach nicht leisten Ihren WooCommerce-Shop auf unbestimmte Zeit zu deaktivieren oder Probleme bei Bestellungen zu haben. Aber genau das könnte passieren wenn eines dieser Derivate-Plugins mal den Geist aufgibt oder hängt – denn die meisten dieser Anbieter bieten keinen Support.
Und das weder für die ursprüngliche Plugin-Version noch für ihre eigene. Vom ursprünglichen Entwickler des Plugins können Sie auch keine Hilfe erwarten, schließlich haben Sie die Software nicht von ihm gekauft.
Ein guter Support einer Software hilft Ihnen kostenlos und so schnell wie möglich, die Panne zu beseitigen. Wenn Sie es aber mit einem Derivate-Plugin mehr oder weniger selbst verbockt haben, hilft Ihnen niemand aus.
Außer natürlich Sie holen einen Experten zu Rat – aber der kostet Sie garantiert mehr als Sie durch den Kauf dieser Derivate-Pakete eingespart haben. Und bis er sich bis zum Problem vorgearbeitet und es gelöst hat, verlieren Sie jeden Tag an wertvollem Umsatz.
Vor allem aus diesem Grund empfehlen wir bei Schwungvoll den Einsatz dieser Derivate-Plugins nicht.
Weitreichende Konsequenzen für die Nutzer und Community
Stellen Sie sich vor, Sie entwickeln ein originales, lizenziertes WordPress-Plugin. Sie stellen es auf den Markt und verkaufen es erfolgreich. Bis jemand anderes Ihre Software kauft, leicht abändert oder erweitert, und dann für fast umsonst anbietet. Die meisten Ihrer Kunden kaufen lieber die billigere Kopie, weshalb Ihr Umsatz einbricht und sich auch langfristig nicht wieder herstellen lässt.
Wie würden Sie reagieren?
Sie würden sich neuen Ufern zuwenden, nicht wahr? Sie würden den Support für Ihr Plugin einstellen und stattdessen ein neues Plugin entwickeln bis das wieder kopiert und für kleines Geld verkauft wird.
Klar, so funktioniert der Markt. Die Nachfrage bestimmt das Angebot, und das Angebot die Nachfrage.
Jetzt sind Sie als Shopbetreiber aber nicht der Entwickler solcher Plugins, sondern der Nutzer. Und der Nutznießer. Wenn der Entwickler sein Plugin jetzt aber aufgibt weil es nicht mehr profitabel ist, updatet er weder das Plugin, noch ist er bei Problemen zu erreichen. Der Nutzer genießt also keinen Support mehr für das Plugin.
Mit der Zeit wird das Plugin unbrauchbar – sowohl für Nutzer der ursprünglichen Software als auch des Derivats. Nutzer müssen sich andere Lösungen suchen und kaufen, sofern diese existieren. Das ist zeitaufwändig und frustrierend, und wirft letztendlich auch auf WordPress als Ganzes kein wohlwollendes Licht.
Wenn jeder diese Derivate-Plugin-Pakete kauft, würde es früher oder später das ganze System der freien Software, auf dem WordPress und auch Ihr WooCommerce-Shop aufgebaut sind, erodieren. Shopbetreiber wechseln zu anderen Shopsystemen und WordPress bietet immer weniger Plugins und Erweiterungen für WooCommerce-Shops, da diese nicht mehr lukrativ sind. Ein Einbruch an Features macht WooCommerce für Shopbetreiber weniger interessant, was wieder zu weniger Nutzern führt… Sie sehen, worauf wir hinaus wollen?
Das ist jetzt natürlich das Worst-Case-Szenario, aber Sie sehen wie ein großflächiger Einsatz dieser Derivate-Plugins WordPress und WooCommerce in ihrem Wert bis auf Null herabsetzen könnten. Dabei ist es ein so tolles System, gerade weil es open-source ist.
Unserer Meinung nach ist es eben deshalb auch wert, für die ursprünglichen, Plugins mit Support zu bezahlen und damit die Entwickler zu unterstützen und in die WordPress und WooCommerce Umgebung zu investieren, statt auf die billigen, kopierten Derivate zurückzugreifen.
Unsere Empfehlung für Einsteiger oder Shopbetreiber mit kleinem Budget
Wir wissen natürlich auch, dass sich nicht unbedingt jeder Shop vor allem gleich am Anfang alle notwendigen, wichtigen oder hilfreichen Plugins leisten kann. Für den Start oder um zu prüfen ob das Plugin die Effektivität und den Umsatz des eigenen Shops tatsächlich erhöht, haben die Anbieter normalerweise eine 30-Tage Geld-zurück-Garantie. Nehmen Sie lieber diese in Anspruch wenn Sie tatsächlich mit dem echten Plugin nicht zufrieden sind als die Chance einzugehen, sich durch den Einsatz von Derivaten eine Schadsoftware anzulachen.
Generell gilt: wer bei seinen WooCommerce-Plugins spart, spart an der falschen Stelle. Wer eine gute Marketingstrategie fährt, die verlässlich Umsätze einbringt, kann sich auch sehr bald Plugins vom Entwickler leisten und seinen WooCommerce-Shop auf ein sicheres Standbein aufstellen.