Von 0 auf “Wir wollen mitreden” in nur 2 Monaten
“Nein, Facebook allein reicht nicht mehr. Wir müssen uns etwas Neues überlegen.”
So ungefähr begann mein Gespräch mit Udo Wenzl, als es darum ging, erneut einen Online-Prozess für die Jugendbeteiligung aufzusetzen.
Dieses Mal in Markdorf. Bürgermeister der Kleinstadt, Georg Riedmann, weiß, dass die Jugendbeteiligung auf jeden Fall auch online stattfinden muss, und so kommen Udo und ich erneut zusammen.
Die Lösung zu oben genanntem Problem ist dann schnell gefunden, die notwendigen Lektionen hatte ich bereits in Villingen-Schwenningen gelernt.
Dank unserer langjährigen, gemeinsamen Erfahrungen, gehen Udo und ich geschwind ans Werk – nur 2 Monate später steht ein komplettes Modell inklusive Facebook-Seite, Jugendforum und Jugendkonferenz.
Simone Carl übernimmt die Zügel und wir freuen uns schon auf die neue Jugendbeteiligung, das wiederbelebte Jugendcafé und weitere spannende Projekte.
Aber spulen wir erst einmal kurz zurück.
“Facebook ist ein Passivmedium.”
Es sind doch alle Jugendlichen auf Facebook, oder?
Ja, das stimmt. Knapp drei Viertel aller Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren haben einen Facebook-Account.
Und sie nutzen das doch auch, oder?
Auch richtig, die Mehrheit der Jugendlichen besucht die Seite täglich.
Wo liegt dann das Problem?
Facebook ist (für Jugendliche) ein Passivmedium (geworden).
Erinnern Sie sich daran, als Sie das letzte Mal mit der gesamten Familie gebannt vorm Fernseher gesessen haben, um die neueste Episode einer Serie oder die Free-TV-Premiere eines Hollywood-Blockbusters zu sehen?
Ich auch nicht.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Fernsehen schauen ein Erlebnis war, was man geteilt hat.
(jaja, die Sixties – via Forward.com)
Und genau so wenig wie Sie Ihren Arbeitskollegen noch erzählen, was Sie neulich Spannendes im Fernsehen gesehen haben, teilen Jugendliche sich bei Facebook mit.
Das Medium entwickelt sich langsam zur Plattform des stillen Konsums – wobei langsam das falsche Stichwort ist.
Hat die gleiche Entwicklung beim Medium TV noch Jahre oder gar Jahrzehnte gedauert, so schwindet die Aufmerksamkeit von modernen Social-Media-Plattformen teils schneller, als sie sich aufbaut.
Der Altersdurchschnitt bei Facebook steigt stetig, Jugendliche nutzen mittlerweile häufig nur noch themenspezifische Gruppen und den Messenger der Plattform – also was tun?
Wir entschieden uns, das zu tun, was auch die Jugendlichen charakterisiert: nicht zwischen online und offline trennen.
Die Grenze des Internets zur realen Welt verschwimmt immer mehr, und Nutzer erwarten heute bereits nahtlose Übergänge zwischen diesen beiden Sphären – ganz besonders die Jugendlichen.
Genug zum Problem, wie sieht die Lösung aus?
Optimale Kommunikation durch einen simplen Tool-Mix
Als Diskussionsstätte würde Facebook also wohl nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, das Targeting-System für Facebook Werbung ist allerdings solide und sollte wieder Teil der Werbestrategie sein.
Darum entschieden wir uns bei Schwungvoll dafür, Facebook mit je einem weiteren digitalen Tool zu ergänzen: Email und SMS.
Dies ließ uns ab der Beteiligungswerkstatt am 24.11.2015 mit 3 Kanälen kommunizieren – den Diskussionskanal konnten sich die Jugendlichen dann selbst aussuchen.
Ein weiterer Vorteil dieser Mischung lag darin, dass wir die Kommunikationsfackel nach der Veranstaltung ganz einfach Simone Carl übergeben konnten.
Eine kurze Einweisung genügte, alle Werkzeuge sind einfach erlernbar, sodass auch nachfolgende Jugendreferenten diese Kanäle schnell als Sprachrohr zu den Jugendlichen nutzen können.
Vor und während der Beteiligungswerkstatt sammelten wir möglichst viele Kontaktdaten in Form von Handynummern und Email-Adressen, welche bei Updates zum Event oder Neuigkeiten wieder als Verteiler mit Mailchimp kontaktiert wurden.
Natürlich verbreiteten wir die verschiedenen Kanäle auch untereinander.
Zusätzlich schalteten wir Werbeanzeigen auf Facebook, und konnten dank sehr individuell zugeschnittenem Ziel-Userprofil erneut mit großartigen Ergebnissen glänzen.
Flüchtlinge, Mobilität und ganz viel Zustimmung
Das Ergebnis ist ein extrem schnell und fließend angelaufener Prozess der Jugendbeteiligung in Markdorf.
Das von den Jugendlichen in der Beteiligungswerkstatt erarbeitete Konzept wurde vom Gemeinderat im Januar angenommen, mit Simone Carl ist nun auch eine sehr kompetente Jugendreferentin vor Ort zur Stelle.
Ihre Ideen konnten die Jugendlichen bereits persönlich im großen Gremium vortragen.
So berichteten sie zum Beispiel von zu vollen Bussen, dem Wunsch nach einem Trainingspark, dem definitiv verbesserungswürdigen Fußballplatz und fragten nach Hilfe bei der Integration von Flüchtlingen.
Neben Antworten auf ihre Fragen fanden die Jugendlichen in Markdorf vor allem eines, nämlich ganz viel Zustimmung – super!
Ein paar abschließende Gedanken
Persönlich bin ich mit den Ergebnissen dieses Projekts sehr zufrieden.
Die Annahme, dass sich Diskussionen mit Jugendlichen mehr und mehr auf privatere Kanäle wie Email und SMS verlagern, hat sich bestätigt.
Eine wichtige Lehre, die ich aus Markdorf ziehen konnte, war noch stärker und von Anfang an zu kommunizieren, wo kommuniziert wird.
Es reicht nicht nur, die Jugendlichen zur Diskussion einzuladen, es muss ihnen auch die Verwendung ihrer Antworten klargemacht werden.
Eine weitere Option für die Zukunft wäre hier die Kommunikation direkt an WhatsApp zu koppeln, die Plattform erreicht beinahe jeden, Meldungen erscheinen direkt auf dem Display und die Hemmschwelle, sich einzubringen wird weiter reduziert.
So könnte man eine große Liste mit Kontaktdaten Jugendlicher generieren – ein wichtiger Schritt – da die anfangs in den Prozess eingebrachten Daten maßgeblich die Beteiligung in der Zukunft beeinflussen.
Jugendliche bleiben schließlich nicht ewig Teenager, und bei einem großen Wechsel der Beteiligten, der sich alle 2–3 Jahre vollzieht, ist eine große Kontaktbasis ausschlaggebend für den Erfolg des Modells in der Zukunft.
Rechnet man mit ungefähr gleichbleibenden Konversionsraten, so würde dies außerdem die Gesamtbeteiligung stetig steigern.
Ich freue mich riesig über die schnelle Umsetzung des Prozesses innerhalb von nur knapp 2 Monaten, nun arbeitet eine Gruppe engagierter Jugendlicher mit dem Jugendreferendariat zusammen und baut ein starkes Netzwerk auf, auf das aufgebaut werden kann.
Die Jugendkonferenz wird nun alljährlich stattfinden und auf das wiederbelebte Jugendcafé freue ich mich jetzt schon.
Ich bin gespannt, wann wir uns das nächste Mal etwas Neues überlegen müssen und sehe einer weiteren Herausforderung freudig entgegen!
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